Fred Goesmann
Fred Goesmann ist Physiker und arbeitet am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Lindau.
Landung des US-Roboters "Curiosity"
Etwas mehr als sechs Stunden ist es her, dass der US-Roboter „Curiosity“ auf dem Mars gelandet ist. Dr. Fred Goesmann sitzt in seinem Labor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Lindau, von Aufregung keine Spur. Dabei ist er einer derjenigen, die die Ergebnisse des Gas-Chromatographen des Mars-Rovers auswerten werden.
Doch: Erste Daten, die gibt es erst in ein bis zwei Wochen. Der Physiker zeigt ein kleines Bauteil, das womöglich bei einer geplanten europäischen Mars-Mission zum Einsatz kommen wird, einen kleinen Ofen, in dem Bodenproben erhitzt und so verdampft oder zerlegt werden.
Der Mars-Rover „Curiosity“ hat 74 solcher Öfen an Bord. 74 Versuche also, organische Verbindungen auf dem Mars nachzuweisen. „Oder eben, dass es nie Leben auf dem Mars gab“, sagt Goesmann. Es sei falsch, mit einer bestimmten Erwartungshaltung an eine Sache heranzugehen.
Gemeinsam mit MPS-Kollegen hat er am Montagmorgen um 7.32 Uhr auf einem extra geschalteten Fernsehkanal der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa verfolgt, wie „Curiosity“ auf dem Mars gelandet ist. Seine Reaktion? „Ich war erst einmal überrascht“, sagt Goesmann und gibt zu: „Ich habe nicht daran geglaubt, dass es gut geht.“ Umso schneller sei aus Überraschtsein dann Faszination geworden. „Einfach klasse“, sagt der 50-Jährige.
Doch bevor mit dem Gas-Chromatographen Boden- und Gasproben genommen werden können, müsse erst einmal getestet werden, ob das Instrument auf dem roten Planeten heile angekommen und ob es sauber ist. Dazu haben die amerikanischen Wissenschaftler eine saubere Probe mit ein „bisschen Dreck“, einem verwandten Molekül von Teflon, zusammen mit „Curiosity“ auf den Mars geschickt. „Ein Molekül, das dort in jedem Fall nicht vorkommt. So können wir feststellen, ob alles funktioniert“, erklärt Goesmann.
Er ist gelassen, denn am Bau des Instruments Sample Analysis at Mars, kurz SAM, zu dem der Gas-Chromatograph gehört, war er nicht beteiligt. „Ich analysiere ja nur die Daten, die er liefert“, sagt Goesmann. Das macht er zusammen mit französischen Wissenschaftlern, mit denen er bereits vorher zusammengearbeitet hat, und durch die er jetzt an der Mars-Mission teilhaben darf. „Ich gehöre zu den Top-Ten der unwichtigsten Personen. Ansonsten wäre ich ja nicht hier, sondern drüben“, sagt der Wissenschaftler und lacht.
Goesmann meint damit das Kontrollzentrum der Mission in Pasadena (Kalifornien), wo sich für die kommenden drei Monate sein MPS-Kollege Dr. Walter Goetz aufhält. Mit einer Kamera, die ebenfalls zum Mars-Rover „Curiosity“ gehört, nimmt der Geologe Sandkörner unter die Lupe. Für Goetz werden die Arbeitstage jetzt länger, denn ein Tag auf dem Mars dauert 40 Minuten länger als auf der Erde, erklärt der Daheimgebliebene.
Was sich Goesmann wünscht, nachzuweisen? „Ein dreiatomiges Kohlenstoffmolekül.“
Quelle: "Der Versuch, organische Verbindungen nachzuweisen", Artikel im Göttinger Tageblatt vom 7. August 2012.
Foto von Swen Pförtner, erschienen im Göttinger Tageblatt vom 7. August 2012.