Geismar (Eichsfeld)

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Geismar ist eine Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft Ershausen/Geismar im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Sie liegt an der Grenze zu Hessen.

Geschichte

Urkundlich wird der Name „Geismar“ im Jahr 1269 zum ersten Mal erwähnt. Der Name entwickelte sich aus den althochdeutschen Wörtern „gisan“ und „mari“ oder „meri“, was „sumpfige Gegend mit vielen Quellen, in denen Luftblasen aufsteigen“ bedeutet. In der Urkunde wird festgehalten, dass die damalige Pfarrkirche dem Kloster Anrode unterstellt war. Das Dorf hat im Laufe der Jahrhunderte seinen Standort vom Hülfensberg in die heutige Position verlagert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf 1641 von schwedischen Soldaten niedergebrannt; es handelte sich um einen Racheakt an der bäuerlichen Bevölkerung. Nur 4 Häuser wurden vom Brand verschont. Die im Jahre 1682 in den Landkreis Eichsfeld eingeschleppte Pest hinterließ auch in Geismar verheerende Spuren. Die erste Dorfschule wurde Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Bis zum Jahr 1867 war sie einklassig. Der Standort der Schule wechselte bis zum heutigen Tag mehrfach.

2000 Meter westlich von dem Ortsteil Großtöpfer auf dem Schlossberg befindet sich die Burgruine Greifenstein aus dem 14. Jahrhundert.

Im Siebenjährigen Krieg quartierten sich französische Soldaten in den Häusern ein, wo sie auf Kosten der Bevölkerung lebten. Im Jahr 1802 fiel das Eichsfeld und mit ihm Geismar der Krone Preußens zu. Fünf Jahre später wurde das Eichsfeld dem Königreich Westfalen angegliedert. Der Bekennerbischof Konrad Martin wurde 1812 in Geismar geboren. Im Jahr 1825 wurde der Ort das Opfer eines Großbrandes. Nach diesem Großbrand wurde damit begonnen, die heutige Pfarrkirche in den nachfolgenden Jahren wieder aufzubauen. 1832 brach im Dorf die Cholera aus und forderte viele Opfer. Ab 1921 wurde der Ort an das Stromnetz angeschlossen.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten seit 1943 mehr als 30 Frauen und Männer aus Polen und Russland bei Bauern in Geismar, Großtöpfer, Döringsdorf und Bebendorf Zwangsarbeit leisten. Fünf Personen aus diesen Orten wurden Opfer von Zwangssterilisationen.[2]

Am 4. April 1945 wurde Geismar von den US-Amerikanern besetzt. Durch das Potsdamer Abkommen verließen die US-Amerikaner den Ort wieder und wurden Anfang Juli durch sowjetische Soldaten ersetzt. Es begann die realsozialistische Herrschaft mit Enteignungen der Produktionsmittel besitzenden Bevölkerung. Das Dorf lag nun im fünf Kilometer breiten Sicherheitsgürtel an der innerdeutschen Grenze. Ein Drittel der dörflichen Bewohner verließ in den 1950er Jahren den Ort und flüchtete in die Bundesrepublik Deutschland. Es begann ein wirtschaftlicher Niedergang in der gesamten Region. 1957/58 erhielt das Dorf ein Kanalisationsnetz. In den Jahren 1983 - 89 arbeitete Dieter Althaus, der heutige Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, als Lehrer an der Polytechnischen Oberschule in Geismar. 1993 wurde der Ort Großtöpfer und 1994 Bebendorf und Döringsdorf zu Geismar eingemeindet.