Gerichtslinde
Am 20. Januar 1859 wurde in Göttingen an der Gerichtslinde die letzte öffentliche Hinrichtung vollzogen. Friederike Lotze hieß die Delinquentin.
Inhaltsverzeichnis
Standort
Linde an der Groner Landstraße, in der bis 1824 das Leinebergische Landgericht tagte und auch Todesurteile vollstreckt wurden.
Friederike Lotze
Sie stammte aus Dankelshausen und war als Dienstmagd bei L. Siebert beschäftigt. Siebert betrieb, so heißt es in verschiedenen Quellen, in der Langen Straße in Münden eine Bäckerei.
Die Tat
Offenbar hatte „Junggeselle Siebert, im mittleren Alter,“ an seiner Angestellten besonderen Gefallen gefunden. „Es entspann sich ein Liebesverhältnis zwischen den beiden“, schrieb 1978 Karl Brethauer in seinem Artikel über „Das Gericht auf dem Leineberg“ in den Göttinger Monatsblättern. Siebert soll Friederike die Ehe versprochen haben, später aber eine andere Frau geheiratet haben. Aus Gram und Verbitterung über den Wortbruch vergiftete die Magd ihren Dienstherrn.
Verhandlung
Friederike stand zu ihrer Tat. Der Mord an dem Mündener Bäckermeister vom Dezember 1858 wurde vor dem Obergericht Göttingen verhandelt, das, schreibt Brethauer, „nur auf Todesstrafe erkennen konnte“. Die Todesurteile des Göttinger Obergerichtes wurden seit dem 16. Jahrhundert auf dem Leineberg vollstreckt. So wurde auch die Giftmörderin am Morgen des 20. Januars 1859 vom Gefängnis in Göttingen zur Linde in Grone gebracht.
Die Hinrichtung
Die Königliche Regierung in Hannover hatte zur Abschreckung angeordnet, dass alle Dienstboten der umliegenden Kreise der Hinrichtung beizuwohnen hatten. Sie verfolgten mit vielen weiteren Schaulustigen die Exekution. Ein letztes Mal wurde Friederike Lotze, bereits am Schafott stehend gefragt, ob sie sich schuldig bekenne. Sie soll mit leiser Stimme bejaht haben. Nach einem letzten Gebet schnallten die Henkersknechte die Frau fest und banden ihren Kopf an einen Pfahl. Scharfrichter Schwarz aus Hannover trennte mit einem Schwert in einem mächtigen Hieb den Kopf vom Rumpf. Kaum war die Exekution erfolgt, sollen mehrere Menschen mit Gefäßen das Blut der Giftmörderin aufgefangen und getrunken haben. Einem alten Aberglauben zufolge galt das Blut eines Gerichteten als Heilmittel gegen Schwindsucht, Krämpfe und andere Krankheiten.
Friederike Lotze war die letzte, die an der Linde exekutiert wurde. Fortan wurden Todesurteile im Hof des Göttinger Landgerichts vollstreckt.