Hülfensberg

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Der Gehülfe: Die Inschrift bedeutet: „Heil, kostbares Kreuz!“

Der Hülfensberg (auch: "Berg der heiligen Hülfe") ist ein Berg im südlichen Obereichsfeld. Er ist 448 Meter hoch.

Auf dem Hülfensberg befindet sich, in der Wallfahrtskirche "Christus der Erlöser" das romanische Hülfenskreuz. Das Gnadenbild wurde um 1100 geschaffen. Außerdem befindet sichauf dem Berg das Franziskanerkloster Hülfensberg

Wallfahrten

  • Hauptwallfahrt am Dreifaltigkeitsfest
  • Johanneswallfahrt
  • Michaelswallfahrt

Wundertätiges Kreuz auf dem Hülfensberg

Für die Bremer Kaufleute, die im Mittelalter mit ihren Schiffen Weser und Werra hinaufgefahren sind, ist in Wanfried Endstation gewesen. Am Hafen übernahmen Fuhrleute die Waren, die sie weiter nach Mühlhausen und Erfurt transportierten. Die norddeutschen Händler nutzten die Wartezeit, um zum nahen Hülfensberg zu pilgern. Der Berg, der einen herrlichen Ausblick bietet, ist von Wanfried aus gut zu sehen. Die Kirche ist in den 1360er-Jahren fertiggestellt worden, berichten die Heimatforscher Thomas Müller und Gerhard Müller.

Das Gotteshaus ist dem Salvator, dem Retter und Erlöser, geweiht. Die Menschen bezeichneten den Salvator, der am Kreuz in der Kirche hängt, als „Gehülfen“. Nach ihm benannten sie den ehemaligen Stuffenberg in Hülfensberg um. Heute gehört die 900 Jahre alte Figur zu den kostbarsten Kunstgegenständen im Bistum Erfurt, sagt Bischof Joachim Wanke.

Kostbar ist er den Gläubigen noch aus einem anderen Grund. Bei dem Gehülfen handelt sich nämlich um ein wundertätiges Gnadenbild. Dass Kranke, die dort beten, geheilt werden, ereignet sich allerdings nicht so häufig, meint Pater Herbert Arens von den Franziskanern. Der Orden betreut seit 150 Jahren die Pilger. Viele Menschen, so der Pater, hätten in der Begegnung mit dem Gehülfen aber Kraft gefunden, um das eigene Kreuz zu tragen. Der Hülfensberger Gekreuzigte wirkt nicht leidend, sondern eher majestätisch wie der auferstandene Christus. Aus der Höhe blickt er freundlich-milde und ein wenig traurig auf Menschen herab, die zu seinen Füßen knien.

Die königliche Darstellung des Gekreuzigten ist eine Besonderheit der romanischen Kunstepoche. Später kam es zu einem Stilwechsel. Der Gekreuzigte sollte nun Leid ausdrücken. Das Stift St. Martin in Heiligenstadt wurde damals neu ausgestattet. Die Heimatforscher Müller und Müller vermuten, dass die Figur seinerzeit von Heiligenstadt aus auf den Hülfensberg gebracht wurde. Der Ort gehörte jedenfalls bis 1357 zum Stift. Dann übernahm das Zisterzienserinnenkloster Anrode die Wallfahrtsstätte. Der Berg entwickelte sich zu einem der wichtigsten Pilgerziele in Norddeutschland. Auswärtige Kaufleute bedachten den Ort in ihren Testamenten. Legenden brachten den Berg mit dem Apostel der Deutschen, mit Bonifatius, in Verbindung.

Ein Stück der Donar-Eiche, des heiligen Baumes der Germanen, den Bonifatius gefällt haben soll, wird in der Kirche aufbewahrt. Allerdings stammt das Holz aus der Zeit um das Jahr 1020, betonen Müller und Müller. Bonifatius wurde schon Ende des siebten Jahrhunderts von aufgebrachten Heiden erschlagen.

Von der ursprünglichen Einrichtung der Kirche ist bis auf das Hülfenskreuz fast nichts erhalten geblieben. Anfang des 19. Jahrhunderts verschwand sogar der Gehülfe für einige Jahrzehnte in einer Gerümpelkammer. Er hatte durch einen Brand Arme und Beine verloren. Die Gelehrten jener Zeit hielten ihn für eine Darstellung der Heiligen Wilgefortis, weiß Kunstwissenschaftler Falko Bornschein. Die Heilige hatte einen Bart und ist der Überlieferung nach vom eigenen Vater gekreuzigt worden.

1853/54 ließen die Franziskaner den Gehülfen sanieren und wieder an seinem Platz aufhängen. Damit er nicht mit einer Frau verwechselt wurde, ist er seither mit freiem Oberkörper zu sehen. Zuvor hatte er ein Stoffgewand getragen. 1903 restaurierte Kirchenmaler Eduard Goldkuhle die Figur. Er gestaltete sie nach dem Vorbild des Volto Santo, einer ähnlichen Figur aus Lucca in der Toskana.

Im Rahmen der Sanierung des Kircheninnenraums 2006/07 nahm sich dann die Erfurter Diplom-Restauratorin Heike Glaß der Figur an. Zum Glück war der aus Pappelholz gefertigte Gehülfe anders als der neugotische Hochaltar kaum vom Gemeinen Nagekäfer befallen. Kirche und Kreuz mussten seinerzeit mit Stickstoff begast werden. Seit Dezember 2006 hängt der Gehülfe wieder an seinem Platz. Geschichte und Restaurierung der Figur sind in einem eben erschienen Buch dokumentiert.

Förderkreis Hülfensberg (Hg.): „Der Eichsfelder Gehülfe. Das romanische Gnadenbild auf dem Hülfensberg.“ Duderstadt: Mecke, 2011.