Jüdenstraße

Aus Wiki Göttingen
Wechseln zu: Navigation, Suche
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Jüdenstraße

Die Jüdenstraße in Göttingen ist eine zentrale Straße im Zentrum der Stadt Göttingen mit zahlreichen Geschäften und Dienstleistungsunternehmen, unter anderem das Hotel Central. Diese geht hervor aus einer Zusammenführung der im Mittelalter bestehenden Langen und Kurzen Jüdenstraße (vgl. Tamke/ Driever 2012). Erkennbar am Namen der Straße war diese lange Zeit Wohnort vieler jüdischer Bewohner Göttingens, wobei vermutlich schon im 14. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde bestand, die bereits im Mittelalter mit Antisemitismus und Leid konfrontiert war. Nachdem im Jahre 1369/70 Herzog Otto III. der Stadt das Recht der Gerichtsbarkeit über die Juden abgetreten hat, kam es auch hier immer wieder zu blutigen Pogromen und Vertreibungen. So wurden bspw. während der Pestjahre die Göttinger Juden der Brunnenvergiftung verdächtigt, worauf die in der Jüdenstraße gebaute Synagoge zerstört wurde und Mitglieder hingerichtet wurden (vgl. Torno/ Gudd 2018). Von 1460 bis 1559 lebten vermutlich keine jüdischen Familien in Göttingen; erst ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hielten sich einzelne jüdische Familien hier auf, wobei v.a. ab den 1850er Jahren ein stärkerer Zuzug von jüdischen Menschen aus den nahen süd- und oberhessischen Dörfern mit zu diesem Zeitpunkt etwa 500 Angehörigen zu verzeichnen ist (vgl. Alicke 2014). Der Antisemitismus gegenüber jüdischen BürgerInnen, die zumeist als Kaufmänner, Arbeiter und Angestellte mit kleineren und mittleren Läden tätig waren, gewann nach dem Ende des Ersten Weltkriegs an Intensität, indem sich u.a. studentische Vereinigungen wie der ‚Verband zur Befreiung vom Judenjoch‘ gründeten und ab 1930 antisemitische Schmierereien, Sachbeschädigungen und Angriffe auf Gemeindeangehörige zum Göttinger Alltag gehörten (vgl. ebd.). Hierbei übernahm das sogenannte ‚Braune Haus, heute Sitz des Hotel Central, eine koordinierende Funktion, indem es als Sitz der NSDAP-Kreisleitung bspw. Listen jüdischer Geschäftsleute erstellte und am Abend des 28. März 1933 einen Marsch der SA organisierte, bei dem Flaschen- und Steinwürfe, die Zerschlagung von Fensterscheiben jüdischer Geschäfte und Körperverletzungen vollzogen wurden (vgl. Tollmien 1999: 80-81). Der andauernde Boykott jüdischer Läden, die bereits erwähnten Ereignisse und v.a. die Novemberpogrome führten zu einer nahezu weitgehenden Vernichtung der beruflichen und wirtschaftlichen Existenz der Göttinger Juden, wodurch Ende 1938 nur noch etwa 200 jüdische BewohnerInnen in Göttingen lebten (vgl. Alicke 2014). Im Oktober 1940 erfolgte die erste Ausweisung jüdischer BürgerInnen in sogenannte ‚Judenhäuser‘, von wo aus diese ins Warschauer Ghetto und anschließend ins Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden. Im März 1942 wurden die meisten der noch in Göttingen verbliebenen jüdischen BewohnerInnen ins besetzte Osteuropa transportiert und später, im Februar 1945, die in ‚Mischehe‘ lebenden Juden ins Vernichtungslager nach Theresienstadt deportiert, wodurch insgesamt nachweislich 282 jüdische BürgerInnen aus Göttingen Opfer der sogenannten ‚Endlösung‘ wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des nationalsozialistischen Rassenwahns entstand wieder eine kleine jüdische Gemeinde, die bis zum Tod ihres letzten Vorstehers Max Lilienthal (1971) bestand (vgl. Alicke 2014).

Quellen:


Beginn der Bauarbeiten

Nach dem Beginn der Umgestaltung der Barfüßerstraße sollen die Bauarbeiten mit Beginn der Woche in der Jüdenstraße fortgesetzt werden. So werde ab Montag, 6. Juni, in der Jüdenstraße zwischen Theaterstraße und Ritterplan „gebuddelt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Ab 9 Uhr sei dieser Straßenabschnitt für den Verkehr gesperrt. Umleitungen seien eingerichtet.

Gleichzeitig werden Stadtbuslinien über die Barfüßerstraße, Friedrichstraße, in die Obere Karspüle zum Ritterplan geführt. „Aus diesem Grund wird die Einbahnstraßenregelung der Oberen Karspüle geändert. Sie gilt dann von der Friedrichstraße in Richtung Theaterstraße“, teilt die Stadt weiter mit.

Die jetzt begonnenen Arbeiten in der Barfüßer- und Jüdenstraße sollen nach dem Zeitplan der Stadt bis Anfang Dezember abgeschlossen sein. Bis dahin sollen die Oberflächen in den Straßen erneuert und „die Verkehrsräume neu gegliedert“ werden. Zuvor werden die unterirdischen Versorgungsleitungen erneuert.

Voraussichtlich ab März 2012 sollen die Bauarbeiten in den Abschnitten Barfüßerstraße von der Jüdenstraße bis zum Wilhelmsplatz und Jüdenstraße von der Theater- bis zur Barfüßerstraße fortgesetzt werden. Die endgültige Fertigstellung ist im Sommer 2012 vorgesehen. Die Gesamtkosten für die Sanierungen liegen bei rund 2,4 Millionen Euro. Davon sind allein 1,48 Millionen Euro für den Straßenbau vorgesehen.

Quelle: "Umgestaltung Innenstadt: Jüdenstraße wird gesperrt", Artikel von Michael Brakemeier im Göttinger Tageblatt vom 4. Juni 2011.


Abschluss der Bauarbeiten

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Kurz vor der Freigabe für den Verkehr: die Jüdenstraße zwischen Theater- und Barfüßerstraße.

Nach monatelanger Bauzeit und Sperrung für den Verkehr gehen die Arbeiten in der Jüdenstraße ihrem Ende entgegen. Am Donnerstag, 6. September, soll die Straße, so die Pläne der Verwaltung, für den Verkehr wieder freigegeben werden.

Die Busse der Linien 1, 2, 3, 4, 5, 9, 10 und 14 der Göttinger Verkehrsbetriebe (GöVB) können dann die Straße ebenso wieder nutzen wie der Anliefer- und Anliegerverkehr. Die Tief- und Straßenbauarbeiten seien im Fahrbahnbereich der Jüdenstraße so gut wie abgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung aus dem Neuen Rathaus. Danach werde es bis Ende September noch zu „Restarbeiten in den Seitenbereichen“ kommen. Die derzeit eingerichtete Umleitungsstrecke in der Oberen Karspüle wird in der kommenden Woche aufgehoben, die ursprüngliche Beschilderung wieder aufgestellt.

Die Kosten des Ausbaus der Jüdenstraße vom Ritterplan bis zur Barfüßerstraße hat Stadtbaurat Thomas Dienberg Anfang August mit 3,2 Millionen Euro angegeben. Kanäle, Versorgungsleitungen, Fahrbahn und Gehwege sind erneuert worden. Durch den Umbau ist die Fahrbahn schmaler geworden und hat eine aufgehellte Asphaltdecke bekommen, die nun etwas verbreiterten Seitenbereiche sind neu gepflastert worden.

Die Bauarbeiten im zweiten Bauabschnitt in der Jüdenstraße zwischen Theaterstraße und Barfüßerstraße haben im März begonnen. Gleichzeitig wurde die Barfüßerstraße umgebaut. Hier sollen nun die Pflasterarbeiten bis Ende September erledigt sein und die Straße Ende Oktober für den Verkehr freigegeben werden. Die angewandte „gebundene Bauweise“ brauche längere „Aushärtezeiten“, erläutert die Verwaltung die vierwöchige Verzögerung. Der Fußgänger- und Radfahrverkehr könne die Barfüßerstraße aber bereits nach Fertigstellung der Pflasterung nutzen. „Die Göttinger Verkehrsbetriebe fahren bis Ende Oktober mit den Linien 6,7,8 und 13 weiter die Ersatzhaltestelle in der Roten Straße an und dann über die eingerichtete Umleitungsstrecke über die Stadthalle“, heißt es in der Mitteilung.

Die Stadt will nach dem Abschluss der Arbeiten auch die nördlichen und die von Händlern und Anwohnern als marode bemängelten südlichen Bereiche der Jüdenstraße sanieren – nach den derzeitigen Planungen der Stadt zwischen 2014 und 2016.

Quelle: "Verkehr rollt wieder durch die Jüdenstraße ", Artikel von Michael Brakemeier im Göttinger Tageblatt vom 5. September.

Foto von Christina Hinzmann, erschienen im Göttinger Tageblatt vom 5. September.


Das Wiki-Göttingen enthält ausführliche Informationen über das Judentum in Göttingen.

Siehe auch

Spielplatz Jacobikirchhof