Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

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Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Als Zentralbibliothek der Georg-August-Universität Göttingen erfüllt die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) alle Funktionen einer Universitätsbibliothek. Mit ca. 4,1 Millionen Bänden, knapp 13.500 laufenden Zeitschriften und 23.000 elektronischen Zeitschriften gehört die SUB zu den größten Bibliotheken Deutschlands. Die SUB besitzt zudem mehr als 13.000 Handschriften, 375 Nachlässe von Wissenschaftlern und ungefähr 3.100 Inkunabeln. In Göttingen nicht vorhandene Literatur wird über den elektronischen Dokumentlieferdienst subito und die Online-Fernleihe beschafft. Im Jahr 2007 standen der SUB Erwerbungsmittel von ca. 8,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das Drittmittelvolumen belief sich auf 7 Millionen Euro.

Die SUB ist zugleich Bibliothek der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und Depotbibliothek für niedersächsische Amtsdruckschriften. Auf Grund ihrer hervorragenden Bestände ist die SUB Göttingen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke Nationalbibliothek für deutsche Drucke des 18. Jahrhunderts. Die SUB arbeitet auf nationaler und internationaler Ebene mit zahlreichen Institutionen, Verbänden und Gremien zusammen. Unter anderem ist sie Mitglied der International Federation of Library Associations (IFLA) und der Association of European Research Libraries (LIBER).

Als Sondersammelgebietsbibliothek sammelt sie im Rahmen des Sondersammelgebietsplans der DFG die wissenschaftlich relevanten Publikationen aus aller Welt in größtmöglicher Vollständigkeit in folgenden Fachgebieten: Altaische und paläoasiatische Sprachen; Anglistik; Großbritannien und Irland; Nordamerika; Keltologie; Australien, Neuseeland; Finno-Ugristik; Finnland; Ungarn; Estnische Sprache und Literatur; Geographie; Astronomie, Astrophysik, Weltraumforschung; Geophysik; Reine Mathematik; Forstwissenschaft; Thematische Karten.

Bereits kurz nach der Gründung 1734 galt das Göttinger Bibliothekssystem international als vorbildlich. Die umfassende Erwerbung wissenschaftlich relevanter Literatur aus der ganzen Welt und ihre Erschließung durch systematische und alphabetische Kataloge machten sie zur führenden deutschen Forschungsbibliothek mit internationaler Ausstrahlung. Darüber hinaus zeichnete sich die Bibliothek immer durch besondere Benutzerfreundlichkeit aus. Die weitgehend ohne Kriegsverluste erhaltenen Bestände mit großen Sammelschwerpunkten geben ihr auch heute einen besonderen Rang. Die SUB Göttingen trägt damit wesentlich zur Leistungsfähigkeit der Universität und ihrer internationalen Ausstrahlung bei.

Um die wertvollen und teilweise einmaligen Bestände der SUB weltweit im Internet bereitstellen zu können, wurde mit Unterstützung der DFG das Göttinger Digitalisierungs-Zentrum (GDZ) gegründet. Es wirkt international auch als Kompetenz- und Dienstleistungszentrum. Zu seinen zahlreichen wichtigen Projekten gehören Digitalisierungen der Göttinger Gutenberg-Bibel, von Itineraria und Nord-Americana aus dem 18. Jahrhundert, zur Wissenschaftsgeschichte 18. und 19. Jahrhundert u.a.

In der Paulinerkirche, die zum Historischen Gebäude der SUB Göttingen gehört, finden ganzjährig Ausstellungen und Veranstaltungen statt.

Für ihre innovativen Dienstleistungen insbesondere auf dem Gebiet der Digitalen Bibliothek wurde die SUB 2002 von der ZEIT-Stiftung und dem Deutschen Bibliotheksverband mit dem Preis "Bibliothek des Jahres" ausgezeichnet.

Zum fünften Mal in Folge belegte die SUB 2008 in dem bundesweiten Bibliotheksranking BIX in der Kategorie der „zweischichtigen Universitätsbibliotheken” - Bibliothekseinrichtungen, die mehrere Teilbibliotheken umfassen - den ersten Platz. Dabei weist sich die SUB insbesondere durch herausragende Leistungen in den Bereichen Entwicklung und Angebote aus. 2008 ist die SUB als Ort der Ideen ausgewählt worden. Die SUB gehört damit zu den Siegern eines bundesweiten Wettbewerbs für die Veranstaltungsreihe 365 Orte im Land der Ideen. Gewürdigt werden damit die vielfältigen Aktivitäten der SUB als Kompetenzzentrum für die Digitale Bibliothek.

Eine Besonderheit in dem alten Gebäude der SUB ist der Heyne-Saal.

Schätze in der SUB

Ein Schatz der Universität: Fragment einer Eckhart-Predigt.

Zu den Schätzen des Göttinger Diplomatischen Apparats, einer Lehrsammlung der Universität Göttingen, gehört ein Pergamentblatt, das bislang nur als „Bruchstück aus einem mystischen Traktat“ bekannt war. Die Münchener Handschriftenforscherin Gisela Kornrumpf konnte dieses Fragment nun identifizieren: Es gehört zu einer Predigt des mittelalterlichen Theologen und Philosophen Eckhart von Hochheim, bekannt geworden als Meister Eckhart. Er lebte in der Zeit um 1260 bis 1328.

Diese seltene Entdeckung war möglich, weil die Forscherin im Internet auf den digitalisierten Text zurückgreifen konnte. „Das doppelseitige Göttinger Handschriftenbruchstück stammt aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts“, erklärt die Spezialistin für deutschsprachige mittelalterliche Handschriften, Karin Schneider aus Herrsching.

Das Fragment ist nicht nur der älteste erhaltene Teil dieser Eckhart-Predigt. Es handelt sich zudem um eines der frühesten Zeugnisse der gesamten Eckhart-Überlieferung überhaupt. Der Text ist – und das ist einmalig – noch zu Lebzeiten des Dominikaners und christlichen Mystikers von einem unbekannten Schreiber angefertigt worden.

Das Fragment enthält die ersten zwei Drittel der deutschsprachigen Predigt zum ersten Johannes-Brief (1. Joh. 4,9). Nach Meister Eckhart veredelt die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus das gesamte Menschengeschlecht. Diese Veredelung muss sich in einem reinen Herzen und in der Gleichrangigkeit von Gottes Freunden und ihm Fernstehenden widerspiegeln. Der Prediger fordert seine Zuhörer auf, ihren Willen aufzugeben und gelassen zu sein. Sie sollten Werke ‚ohne Warum‘ vollbringen – „sunder warumme“, wie es im Göttinger Text heißt.

In der Forschungs- und Lehrsammlung des 1802 gegründeten Diplomatischen Apparates der Universität Göttingen gibt es über tausend Urkunden, Handschriften, Fragmente und Siegel. Wie und wann das Bruchstück aus der Predigt Meister Eckharts nach Göttingen gelangte, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Immerhin kümmerte sich Eckhart als Vikar des Dominikanerordens in Thüringen ab 1296 auch um den Göttinger Konvent. Ein Konvent ist nach General- oder Provinzkapiteln die kleinste Einheit im Dominikanerorden. Diese kleinen Kloster bestehen aus mindestens sechs Mitgliedern.

Im Jahr 2010 begehen die Meister Eckhart-Forscher den 750. Geburtstag des Theologen. Aus diesem Grund findet vom 12. bis 14. März 2010 in München die Tagung „Meister Eckhart im Original – Fakten, Bilder, Legenden nach 750 Jahren“ statt. Eckhart soll dort mit Hilfe wissenschaftlicher Bemühungen in größtmöglicher Nähe zum „Original“ vorgestellt werden. Auf der von der Meister-Eckhart-Gesellschaft und der Katholischen Bayrischen Akademie organisierten Veranstaltung werden auch neu entdeckte Handschriften des einflussreichen Predigers präsentiert: unter anderem das Göttinger Fragment.

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