Osterbräuche im Eichsfeld

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Eierpicken: Der Besitzer des eingedellten Eis hat verloren, sein Gewinn geht an den Gegner.

Sehr verbreitet war früher im Eichsfeld das Einholen des Osterwassers, das den jungen Frauen Schönheit und Anmut verleihen soll. Wie Karl Wüstefeld in seinem Buch „Eichsfelder Volksleben“ schreibt, war es Brauch, dass Mädchen und junge Frauen sich in der Mitternachtsstunde des Osterfestes zu einem fließenden Gewässer aufmachten und dort in einem Gefäß Wasser aufnahmen. Zu Hause wieder angekommen, mussten sie sich dreimal das Gesicht mit dem Osterwasser waschen. Das sollte dann die Schönheit und Anziehungskraft der jeweiligen Schönen ungemein stärken. Allerdings wurde es den jungen Frauen nicht leicht gemacht, das Osterwasser zu bergen, denn auf ihrem Weg an das Gewässer und zurück durften sie kein Sterbenswörtchen über ihre Lippen kommen lassen. Junge Burschen lauerten ihnen aber auf und versuchten, sie durch allerhand Schabernack zum Sprechen zu bringen. Tat die Frau das tatsächlich, so verlor das Osterwasser prompt seine magische Kraft und wurde zum Plapperwasser. Übrigens soll auch der Tau am Ostermorgen die gleiche Wirkung wie das Osterwasser aus dem Bache haben. Berichtet wird im Eichsfeld auch von den versunkenen Glocken. Wer ins Freie trat, der konnte am Ostersonntag während der Mittagszeit diese Glocken läuten hören – und das in einer leisen, aber sehr bewegenden Art und Weise. Von jeher erfreute sich in der Osterzeit das Anzünden von Osterfeuern großer Beliebtheit, was ja auch heute noch in sehr viele Ortschaften der Region weitergeführt wird. Allerdings hat es mit diesen Feuern auch schon viele schreckliche Unfälle gegeben, bei denen Menschen und Tiere zu Schaden oder gar zu Tode kamen. Natürlich wurden auch im Eichsfeld in der Osterzeit hübsch verzierte Ostereier verschenkt, darüber hinaus gab es aber auch den Brauch des Eierpickens. Dabei fanden sich Paare von Knaben zusammen, die beide ein Ei in der Hand, diese aufeinander stießen. Derjenige, dessen Ei dabei eingedellt wurde, musste sein Ei dem Gegener als Gewinn überlassen. So mancher Knabe sammelte auf diese Weise eine ganze Kollektion von Eiern zusammen, die er dann verkaufte oder seiner Mutter brachte, die daraus leckere Eierkuchen herstellte. Schließlich gab es auf dem Eichsfeld in so manchem Ort früher auch noch die Sitte des Osterreitens, so beispielsweise in Kirchworbis. Wegen vieler Unfälle wurde das sogenannte Flurreiten über Stock und Stein dann aber gänzlich verboten. Bestehen geblieben sind aber die Flurumgänge, die als Grenzbegehungen auch heute noch bei so macher Feldmarksgenossenschaft oder Realgemeinde einmal pro Jahr gang und gäbe sind.