Städtisches Museum Göttingen
Das Städtisches Museum ist ein Museum in Göttingen und liegt in der Straße Ritterplan 7.
Inhaltsverzeichnis
Aktuelle Situation
Das Städtische Museum Göttingen befindet sich seit 2008 in einer großen, langfristigen Sanierungsmaßnahme und ist daher größtenteils geschlossen.
Zu sehen sind:
- die Kirchenkunstsammlung
- der Tapetensaal
- die Alte Posthalterei
- die monatlich wechselnde Depotentdeckung
Des Weiteren bietet das Städtische Museum an
- ein Programm für Kinder
- Veranstaltung von Kindergeburtstagsfeiern zu unterschiedlichen Themen
- öffentliche Führungen durch die Alte Posthalterei
- Führungen auf Anfrage
Kirchenkunst
Vom 12. bis ins 19. Jahrhundert reicht die im Städtischen Museum ausgestellte Kirchenkunst. Bedeutendstes und ältestes Objekt der Sammlung ist die thronende Madonna aus Bilshausen. Die romanische Skulptur wurde um 1150 geschaffen – ein Kunstwerk aus einer Zeit, da Göttingen gerade erst als Siedlung entstand. Die Madonna ist heute eine der wenigen monumentalen Freiplastiken dieser Zeit aus dem sächsischen Raum.
Frisch restauriert ist die Skulptur des Heiligen Albanus, die aus der Göttinger Paulinerkirche stammt und um 1510/1520 gefertigt wurde. Der Zustand vor und nach der Restaurierung ist im Museum dokumentiert.
Vom Ende des 15. Jahrhunderts finden sich die ersten Werke, die namentlich bekannten Künstlern zuzuweisen sind. Für die Stadt Göttingen war um 1500 der Bildhauer Bartold Kastrop einer der bedeutendsten Meister. In der Museumssammlung ist er unter anderem vertreten mit dem Marienaltar aus Geismar und einigen Skulpturen. Auch Teile des Altars in der Göttinger Kirche St. Marien stammen von ihm.
Der bedeutende Bestand hat etwas mit der Geschichte des Eichsfeldes und einem Schlachter zu tun. Anders als die Stadt Göttingen, die sich seit 1529 zur neuen lutherischen Lehre bekannte, blieb das Eichsfeld katholisch. Politisch gehörte es seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Kurfürstentum Mainz. Nach ersten Erfolgen der Reformation setzten die Kurfürsten bis etwa 1600 den alten katholischen Glauben wieder durch. Auf diese Weise blieben in den dortigen Pfarrkirchen große Bestände an mittelalterlichen Skulpturen bewahrt, während in Göttingen die Bestände durch protestantische Kargheit und Ausdünnung dezimiert wurden.
Durch den Aufschwung der Landwirtschaft am Ende des 19. Jahrhunderts im Eichsfeld und den damit verbundenen Wohlstand der Gemeinden konnten dann dort allerdings viele Kirchen erneuert werden – in einer Art, die damals als modern und angemessen galt. Die Folge: Viele mittelalterliche und frühneuzeitliche Kunstwerke verschwanden aus den Kirchen und gingen verloren. Zu dieser Zeit aber schlug die große Stunde des Duderstädters Carl Gläse (1852 bis 1909). Der umtriebige Mann betätigte sich als Schlachter, Viehhändler, Gastwirt, Sodawasserfabrikant – und eben auch als Antiquitätenhändler. Auf seinen berufsbedingten Fahrten durch die Dörfer des Eichsfeldes entdeckte er in dunklen Sakristei-Ecken, in Scheunen und auf Dachböden so manche ausrangierte Heiligenfigur oder so manches nicht mehr verwendete liturgische Gerät.
Auf diese Weise wurde er zum Vermittler kirchlicher Kunst gegenüber dem Städtischen Museum in Göttingen. Seit 1895 erwarb Gläse so fast 200 kirchliche Kunstwerke und andere „Alterthümer“ und verkaufte sie an das Museum. Gläse legte so den Grundstein für die bedeutende Sammlung kirchlicher Kunst im Städtischen Museum.
7,5 Millionen Euro für Sanierung
Das Städtische Museum in Göttingen ist ein Sanierungsfall. Zur Zeit wird die Nordfassade, die vom Einsturz bedroht war, renoviert. Und das war noch längst nicht alles. Wie Gerhard Malsch von der Stadtverwaltung den Mitgliedern des Göttinger Bauausschusses berichtete, lägen jetzt die drei Gutachten für den dreiteiligen Gebäudekomplex vor.
Inhalt: Die Kosten für eine Komplettsanierung betragen knapp 7,5 Millionen Euro. Davon fallen rund 3 Millionen auf den ehemaligen Hardenberger Hof, 3,1 Millionen auf die Remise und 1,25 Millionen Euro auf den alten Posthof. Dazu kommen die Kosten für die Nordfassade (Foto).
„Die Arbeiten sind dort fast abgeschlossen“, so Malsch. Die Wand war einsturzgefährdet, hatte sich um 17 Zentimeter verschoben. Das hatte zur Stilllegung von Teilen des Museums geführt. (Tageblatt berichtete). Die Gutachten für die weiteren Gebäude – rund 100 Bohrkerne wurden untersucht – zeigten, dass die Bausubstanz der historischen Gebäude marode ist. Malsch: „Teile des Magazins und Inventars werden für einen längeren Zeitraum ausgelagert.“ Stadtbaurat Thomas Dienberg erläuterte, dass man für die nächsten Jahre eine Prioritätenliste aufstellen müsse. Die Sanierung könne nur abschnittsweise realisiert werden.
Quelle: Artikel von Britta Bilefeld im Göttinger Tageblatt vom 15. September 2009.
Foto: Christoph Mischke.
Endspurt in der Posthalterei
Endspurt im städtischen Museum: Seit 2008 wird die ehemalige Posthalterei vollständig saniert. Im April werden die Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein. Die Mitarbeiter der Museums-Verwaltung sollen bis Mai einziehen. Ansehen können sich die Göttinger das Resultat erstmals am Internationalen Museumstag am Sonntag, 20. Mai.
Begonnen hatte die Komplettsanierung mit Arbeiten an der Nordfassade des 300 Jahre alten Hauses. Dabei war festgestellt worden, dass auch die übrigen Bereiche der Posthalterei sowie die angrenzende Remise stark geschädigt und zum Teil einsturzgefährdet sind. Eine Gebäudeuntersuchung folgte – mit unerfreulichem Resultat: Schwamm im Mauerwerk, Fäulnis und Holzwurm im Gebälk. Aus mehrmonatigen Sanierungsarbeiten wurde ein Siebenjahresplan, an dessen Ende das Museum generalüberholt und Teil der geplanten Wissenshäuser sein soll.
Die Stadtgeschichte-Ausstellung musste geschlossen werden. Magazine wurden leergeräumt, die Verwaltung in Bürocontainer umgesiedelt. Im Zuge der Sanierung – mit Fördermitteln wurden 1,9 Millionen Euro investiert – hat sich die Posthalterei von außen in ein Fachwerk-Schmuckstück verwandelt. „Am Nachbargebäude ist zu sehen, wie das Haus einmal ausgesehen hat“, meint Ernst Böhme, Leiter des Museums und des Stadtarchivs.
Fraunhoferinstitut unterstützt
Dabei sei das Gebäude keinesfalls „luxussaniert“, sondern lediglich nach aktuellen Standards instandgesetzt worden. „Das meiste Geld ist dahin geflossen, wo man es nicht sieht“, sagt Göttingens Baudezernent Thomas Dienberg. Der Sockel sei komplett erneuert worden, ebenso einige Ständer. Außen- und Zwischenwände erhielten neue Fundamente. Eine sogenannte diffusionsoffene Dämmung wurde eingebaut. Die energetischen Arbeiten unterstützte das Fraunhoferinstitut.
„Die Frage war, wie Baukultur erhalten und gleichzeitig Energie eingespart werden kann“, fasst Dienberg zusammen, warum das Institut mit im Boot war. Fördermittel erhielt die Stadt aus dem Bund-Länder-Programm Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen sowie aus Denkmalschutzprogrammen. „Da ist viel Geld geflossen“, sagt Dienberg. „Aber das musste sein, um Göttingen ein sehr wichtiges historisches Ensemble in der Innenstadt zu erhalten und nutzbar zu machen.“
Quelle: Artikel von Katharina Klocke im Göttinger Tageblatt vom 6. März 2012.
Foto von Christina Hinzmann.
Nach Alter Posthalterei wird jetzt in der Remise gearbeitet
Restauratorin Elke Schlöder erlebt an ihrem Arbeitsplatz immer wieder Überraschungen. Im Zuge der Sanierung der alten Remise – Teil des Gebäudekomplexes am Ritterplan, in dem das Städtische Museum untergebracht ist – nimmt sie deren Besonderheiten ganz genau unter die Lupe.
„Wir lernen das Gebäude jetzt erst richtig kennen“, wundert sich Ernst Böhme, Göttinger Stadtarchivar und Museumsleiter.
So stieß Schlöder nicht nur auf Stützen und Paneele aus dem Barock, sondern auch auf Schablonenmalerei, alte Anstriche und nachträglich eingebaute Wände, die einen schönen großen Saal teilten. „Hier gab es einmal eine öffentliche Leihbibliothek, vermutlich war das ein Lesesaal“, sagt Böhme. „Eigentlich wollten wir in einem der Räume eine Werkstatt einrichten, aber darüber müssen wir wohl noch einmal nachdenken.“
Gestaltung des Museums hängt von Schlöder ab
Von Schlöders Erkenntnissen und den Schlüssen, die Museumsmitarbeiter und städtische Planer daraus ziehen, hängt die künftige Gestaltung des Museums ab. Wie das neue Raumkonzept aussehen könnte, wird ein Architektenwettbewerb ergeben, den die Stadt nach Abschluss der Sanierungsarbeiten ausschreiben will, „Ende 2016 oder 2017“, meint Harald Melzer, Leiter der städtischen Gebäude- und Immobilienwirtschaft.
Aber zunächst einmal wird weiter saniert – Schritt für Schritt. Begonnen hat alles 2008 mit der Alten Posthalterei. Dort konnte die Museumsverwaltung im vergangenen Jahr wieder einziehen. In der Remise stehen nun Schwamm- und Fassadensanierung auf dem Programm. Erstere läuft, Letztere beginnt im September. Wie bereits in der Alten Posthalterei müssen auch hier marode Gebäudeteile wie morsche Balken oder bröckelnde Gefache ersetzt werden.
Investitionsvolumen von rund acht Millionen Euro
Ein Investitionsvolumen von rund acht Millionen Euro für den gesamten Komplex – samt Hardenberger Hof als letztem Bauabschnitt – war die anfängliche Schätzung der Planer. „Aber das wird definitiv nicht reichen“, erklärt Melzer. „Von der wirtschaftlichen Seite her ist das sicher eines der bedeutendsten städtischen Projekte.“ Wie viel Fördergelder etwa vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) oder Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) aus Denkmalschutzprogrammen sowie eigene Mittel die Stadt investieren müsse, steht noch nicht fest. Die Sanierung der Alten Posthalterei an der Jüdenstraße inklusive des energetischen Ausbaus habe 1,8 Millionen Euro gekostet, 1,2 Millionen seien EFRE-Mittel, 100 000 Euro stammten vom BKM, berichtet Melzer.
An der ungewissen Finanzierung hängt auch der Zeitplan: „Jeder Sanierungsschritt bedarf eines eigenen Antrags auf Bezuschussung“, sagt Göttingens Kulturdezernentin Dagmar Schlapeit-Beck. Das koste Zeit. Auch die Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege sei sehr aufwändig. Erreichen wolle die Stadt neben der Erhaltung der historischen Gebäude unter anderem die Barrierefreiheit und den Zugewinn von Platz für Sammlung und museumspädagogische Angebote.
Aus Böhmes Sicht ist die Sanierung nicht nur wirtschaftlich ein Großprojekt, sondern auch kulturell. Jeder einzelne Gegenstand der Sammlung, auch das, was in Magazinen verborgen war, wurde für die vorübergehende Auslagerung inventarisiert. „Wir haben dadurch den Bestand sehr gut kennengelernt“, sagt der Museumsleiter.
Viele Ideen
Daraus entstanden viele Ideen für kleinere Ausstellungen und Aktionen, mit denen die Mitarbeiter die ausstellungsfreie Zeit überbrücken wollen. „Die Göttinger sollen nicht komplett auf ihr Museum verzichten müssen“, erklärt Kuratorin Andrea Rechenberg. „Wir wollen die Bevölkerung teilhaben lassen an dem, was wir im Bestand entdecken.“ Ein kleiner Teil der Sammlung, die Ausstellung zur Kirchenkunst mit dem Raum der Religionen und der Tapetensaal, sei zudem nach wie vor geöffnet. Lange suchte die Stadt nach Räumen, die ausreichend Platz für den inventarisierten Bestand bieten. „Das sind immerhin weit über 100 000 Exponate, und die wollten wir nicht auf verschiedene Standorte verteilen“, schildert Schlapeit-Beck das Problem. Mittlerweile scheint es behoben:
„Wir haben in relativer Nähe ein privates Objekt zur Miete gefunden“, sagt die Dezernentin. Derzeit werde die Ausstattung des künftigen Magazins vorbereitet.
Bis im generalüberholten und neu konzipierten Museum wieder alle Sammlungsbereiche zugänglich sind, werden noch einige Jahre vergehen. Im Jahr 2018, so hoffen alle Beteiligten, soll die feierliche Wiedereröffnung stattfinden.
Quelle: Artikel von Katharina Kloocke im Göttinger Tageblatt vom 15. August 2013.
Foto: Christina Hinzmann.
Öffnungszeiten und Kontakt
- dienstags bis freitags:10-17 Uhr
- Sonnabend und Sonntag: 11-17 Uhr
- montags und an Feiertagen ist das Museum geschlossen
- Städtisches Museum Göttingen
- Ritterplan 7-8
- 37073 Göttingen
- Telefon: 0551-4002845
- E-Mail: museum@goettingen.de
- Web: Städtisches Museum im Internet