St. Marien-Kirche Göttingen
Die Geschichte der evangelisch lutherischen Pfarrkirche St. Marien ist eng mit der Niederlassung des Deutschen Ordens in Göttingen verbunden.
Sie wurde in der seit 1280 bestehenden Göttinger Neustadt als ein bescheidenens einschiffiges Gotteshaus errichtet. Urkundlich erwähnt wird die St.-Marien-Kirche erstmals 1295. Zur Ordens- und Pfarrkirche wurde sie 1318, als das Gebäude mit den angrenzenden Höfen dem Deutschen Ritterorden übertragen wurde. Westlich der Kirche entstand die Niederlassung des Ordens. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden die heutigen Seitenschiffe und der Chor angebaut. Der erste evangelische Pastor wurde im Zuge der Reformation 1531 vom Rat der Stadt an der St. Marien-Kirche angestellt. Neben einer Mahrenholz-Furtwängler-Orgel findet man in dem Gotteshaus Reste des Marienaltars der Göttinger Künstler Bartold Kastrop und Heinrich Heisen, die in einer neugotischen Retabel von 1869 eingefasst sind.
Die Uhr von St. Marien
Wer an der evangelischen Marienkirche in der Groner-Tor-Straße nach der Zeit sieht, bemerkt öfter, dass die Uhr vor- oder nachgeht. Das hat seinen Grund: Die Uhr hat noch ein mechanisches Uhrwerk, das die Gemeinde als erhaltenswert ansieht.
Das Uhrwerk wurde 1886 von der Firma Weule gebaut. Die drei Zifferblätter zeigen in die Richtungen des Pfarramtsbezirks, jedoch nicht in Richtung der Innenstadt zu den Nachbargemeinden. Das mechanische Uhrwerk werde nun mit hohem ehrenamtlichen Aufwand gepflegt. Die Uhr muss regelmäßig aufgezogen, gestellt und gewartet werden. Diese Aufgabe haben Dietrich Mävers und Küster Stephan Böning übernommen. Zweimal in der Woche wird die Uhr derzeit aufgezogen.
Aufgrund der alten Mechanik bleibt es aber nicht aus, dass die Uhr auch einmal vor- oder nachgehe. Entsprechend könne auch die Glocke dann zu früh oder zu spät schlagen. Nicht alle reagieren allerdings mit Verständnis. Es gibt einen hartnäckigen Kritiker der unpünktlichen Uhr, der sich sogar schon an die Landesbischöfin gewandt hat. Die meisten Menschen reagierten mit Verständnis, wenn man die Hintergründe erläutere. Auch sei es im Zeitalter der Armbanduhren nicht mehr wie früher notwendig, dass die Kirchturmuhr die für die Menschen verbindliche Uhrzeit anzeige.
Die Uhr weist zudem noch eine weitere Besonderheit auf. Es ist nämlich strittig, wer für sie zuständig ist. Anfang der neunziger Jahre gab es in dieser Angelegenheit eine heftige Auseinandersetzung zwischen Kirchengemeinde und Landeskirchenamt auf der einen und der Stadt Göttingen auf der anderen Seite. Die Stadt erkannte zwar die Pflicht zur Wartung der Uhr an, weigerte sich aber, die Kosten für eine umfangreiche Reparatur zu tragen. Eine Teilsanierung finanzierte die Mariengemeinde nach eigenen Angaben selbst. Bei Auseinandersetzungen um die Uhr hätten sich Stadt und Kirchengemeinde in der Vergangenheit stets geeinigt, sagt Stadtsprecher Hartmut Kaiser. Derzeit zahle die Stadt eine Aufwandsentschädigung für das Aufziehen der Uhr durch den Küster.
Auch beim Kirchturm, an dem die Uhr hängt, gibt es eine Gemengelage, denn der untere Teil ist schließlich das ehemalige Stadttor. Kirchenkreisarchivar Karl-Heinz Bielefeld meint allerdings, dass der Kirchturm seit dem späten Mittelalter der Kirche gehört.
Quelle: Jörn Barke: Uhr von St. Marien: Denkmal mit kleinen Macken, Göttinger Tageblatt, 17. März 2008
Die Glocke
In der St. Marien Kirche hängt die älteste datierte Glocke von Göttingen. Sie hängt dort seit 1359. Die Glocke wiegt 950 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 1,15 Metern.