St. Servatius-Kirche Duderstadt
Die St. Servatius Kirche ist die evangelische Kirche in Duderstadt, deren Bau um 1370 begonnen wurde.
Inhaltsverzeichnis
Von Morddrohungen zum gelebten Miteinander
Ein Festakt im Rathaus und ein Festgottesdienst im kunsthistorisch bedeutendsten Gotteshaus des Kirchenkreises Herzberg hat am Wochenende das Jubiläum „200 Jahre evangelische Pfarrkirche St. Servatius“ gekrönt. Am 4. September 1808 wurde in der zuvor katholischen Kirche der erste lutherische Gottesdienst gehalten.
Das ökumenisch-kommunal beflaggte Rathaus spiegelte wider, was auch in den Grußworten zum Ausdruck kam: gelebtes Miteinander. „Die Stadt wird von den beiden Polen der Ober- und Unterkirche bestimmt, die das städtische Leben umfangen und ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln“, betonte Superintendent Volkmar Keil, der auch die Predigt in der als Unterkirche bekannten St. Servatiuskirche hielt. Beim Eintritt aus der Fußgängerzone in die Gotikkirche seien Transzendenz und Mystik zu spüren, die zu Entschleunigung und konzentrierter Stille führten, sagte Keil, der auch an den Brand von 1915 und den Wiederaufbau mit Jugendstil-Einrichtung erinnerte.
In eine Zeit, in der die heute in Duderstadt selbstverständlich erscheinende Ökumene in noch weiterer Ferne lag, entführte Hans Otte, Direktor des Landeskirchenarchivs, die Rathausgäste in seinem Festvortrag. Otte ließ das Zeitalter von Reformation und Gegenreformation Revue passieren, bevor er detailliert auf die nicht unproblematische und sogar mit Morddrohungen verbundene Übergabe der Unterkirche an die Protestanten vor 200 Jahren einging – von der preußischen Verwaltung auf die lange Bank geschoben und schließlich unter westfälischer Herrschaft umgesetzt. Zwischenzeitlich gab es Pläne für St. Servatius als Simultankirche für beide Konfessionen und die Nutzung der Ursulinen-Kapelle durch die Protestanten.
Aus heutiger Sicht keine Träne mehr verliert Propst Wolfgang Damm über die damalige Entscheidung und brachte das Publikum zum Schmunzeln: „Ansonsten wäre die Kirchenkategorisierung des Bistums noch schwieriger geworden.“ Über die „feste Heimat, die unsere evangelischen Schwestern und Brüder hier seit 200 Jahren haben“ freute sich Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU) „am bundesweiten Tag der Heimat“ und dankte der Gemeinde für ihre segensreiche Arbeit: „St. Servatius liegt am Herzen als festes Glied in dieser Bürgermeisterkette.“
Neben warmen Worten konnte sich Pastor Karl Wurm auch über greifbare Geschenke im Jubiläumsjahr freuen: Vom neuen Logo mit stilisiertem Kirchturmdach über künstlerisch gestaltete Banner mit Fassadenspuren bis zur Ausstellung in der Sparkasse über die Kirche als Baudenkmal und die symbolischen Achsen im Stadtgrundriss, die Hermann Tallau mit Beamer virtuell im Rathaus anriss. Als „besonderes Geburtstaggeschenk verkündete Wurm im Rathaus eine „großzügige Spende“, deren Höhe er nur kabbalistisch-verschlüsselt mitteilte: Otto Bock-Chef Hans Georg Näder habe zugesagt, den ersten Bauabschnitt der anstehenden Sanierung der bröckelnden Sandsteinkirche zu finanzieren – unter der Bedingung, dass sich die weiteren Abschnitte anschließen.
Musikalisch umrahmt wurden der Festakt vom Blechbläserensemble Hannover, der Jubiläumsgottesdienst vom Vokalensemble St. Cyriakus.
- Quelle: Kuno Mahnkopf im Eichsfelder Tageblatt vom 8.9.2008
Bilder
Dachboden wird begehbar
Handwerker legen in diesen Tagen hölzerne Laufgänge über den Gewölben des gotischen Gebäudes an.
Wie Pastor Karl Wurm berichtet, geht die als dringlich eingestufte Baumaßnahme auf die Initiative von Frank Wagner vom Kirchenbauamt Göttingen zurück. Bei einer Begehung im November hatte Wagner das Fehlen derartiger Laufgänge im Dachboden deutlich kritisiert und einen sofortigen Einbau der hölzernen Gehwege auf der Decke des Kirchenschiffes angeordnet.
Nur über die neuen Laufgänge, so Wurm weiter, sei es möglich, sicher in die seitlichen Bereiche des Kirchendaches zu gelangen, was für Sanierungs- und Reperaturarbeiten unbedingt notwendig sei. Bislang habe man quasi nur von Querbalken zu Querbalken durch das Dachgeschoss hüpfen können, um die seitlichen Dachbereiche zu erreichen.
Der Bau der neuen Holzwege stellte die Zimmerleute vor besondere Aufgaben: So mussten beispielsweise die langen Balken für die Holzwege mit einem Spezialkran durch eine Luke in den Dachboden befördert werden. Per Muskelkraft und über die Wendeltreppe hätte der Transport der Holzteile auf das Kirchendach über eine Woche gedauert.
Das Projekt wird Kosten in Höhe von schätzungsweise 25 000 Euro verursachen. Es handele sich aber um eine Ausgabe, die schon aus Sicherheitsgründen nicht zu umgehen sei, sind sich Wurm und Wagner einig. Aufgebracht wird das Geld durch den evangelischen Kirchenkreis Herzberg.
Was die weitere und abschließende Sanierung des gotischen Gotteshauses, das in den Jahren von 1370 bis 1520 errichtet wurde, betrifft, so soll sie am dem 7. März im Rahmen des dritten Bauabschnittes mit dem Südschiff weiter gehen. Es gilt auch hier, die Außenmauern zu sanieren und im Inneren eine Staubschutzwand zu errichten. Noch in diesem Jahr soll die Sanierung dieses letzten Abschnittes abgeschlossen werden. Zudem, erklärt Pastor Wurm, hoffe und setze er gemeinsam mit seiner Gemeinde auf die Bereitschaft der Stadt Duderstadt, als Baulastträger für den Kirchturm ebenfalls aktiv zu werden, und auch diesen Teil von St. Servatius zu sanieren.
Die Stadt ist hier seit Jahrhunderten in der Pflicht, weil die Kirchtürme im Mittelalter der Stadt dazu dienten, dort Türmer zu postieren. Als Wächter hatten diese im Dienste der Bürger entstehende Brände im Stadtgebiet und eventuell anmarschierende Feinde rechtzeitig zu melden und Alarm zu schlagen.
- Quelle: Eichsfelder Tageblatt, 07. Februar 2011, S.9
Turmsanierung hat begonnen
Von einem mächtigen Gerüst umhüllt ist der Turm der evangelischen St. Servatius-Kirche in Duderstadt. Nachdem das Nordschiff und der Chor des Gotteshauses in den vergangenen Monaten renoviert wurden, hat jetzt die Sanierung des stadtbildprägenden Gebäudes begonnen. Parellel dazu laufen die Restaurierungsarbeiten am Südschiff.
Rund 33000 Euro wird die Turmsanierung kosten. Voraussetzung für die Realisierung des Vorhabens war eine gesicherte Finanzierung, die die Stadt Duderstadt gewährleisten musste. Sie ist seit dem Mittelalter zuständig für die Instandhaltung des Turmes, da dieser in früheren Zeiten auch als Wachtturm genutzt wurde.
Einen Anteil in Höhe von 175 000 Euro hat das Landesamt für Denkmalpflege übernommen. Darum hatten sich Bürgermeister Wolfgang Nolte und der Landtagsabgeordnete Lothar Koch (beide CDU) intensiv bemüht. Nach einem Gespräch bei der Niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Johanna Wanka (CDU), war die Mittelzusage schließlich signalisiert worden (Tageblatt berichtete). Mittlerweile liegt der Bewilligungsbescheid im Stadthaus vor.
Die anstehenden Sanierungsarbeiten am Turm gleichen vom Grundsatz her denen, die in den vergangenen Wochen bereits am Nordschiff ausgeführt wurden. Es stehen Steinreparaturen, die Erneuerung der Fugen sowie die Ergänzung zerstörter Steinornamente und die grundlegende Säuberung der Außenmauern an. Wie Pastor Karl Wurm auf Anfrage gegenüber dem Tageblatt betonte, bestünde noch Hoffnung, dass sich der obere, im Jahr 1928 aufgemauerte Teil des Turmes in einem besseren Zustand befinde als der untere. Dieser Bereich hatte im Laufe der Jahre stark gelitten. Gründe dafür sind nach Wurms Eindruck eventuell falsche Sanierungsmaßnahmen in vergangenen Epochen, sicherlich aber auch Umwelteinflüsse.
Während die Sanierung der Steinfassade ein gutes Ergebnis erwarten lässt, werden die kopflosen Figuren im Haupteingangsbereich voraussichtlich nicht vervollständigt. „Wollte man die Köpfe neu gestalten, wäre das reine Erfindung, denn es gibt keine relevanten Vorlagen. Also lassen wir die Figuren bis auf Reinigung und Konservierung wie sie sind. Allerdings müssen auch noch alle Türen der Kirche überholt werden.“ Wurm weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Zugang ins Kircheninnere derzeit nur über das Nordportal möglich ist. Die Sanierung soll Mitte November abgeschlossen sein.
- Quelle: Eichsfelder Tageblatt, 3. August 2011
Sanierung von St. Servatius
„Kirchensanierung 2010 ermöglicht durch Hans Georg Näder“ – so steht es nun im zentralen Chorfenster der St. Servatiuskirche unter dem Bildnis des Gekreuzigten. In Glas gefasst und verewigt ist somit der Beitrag des Otto-Bock-Chefs und Mitglieds der evangelisch-lutherischen Gemeinde Duderstadts zur laufenden Wiederherstellung des Gotteshauses. Näder habe mit seiner Spende die Sanierung seiner Heimatkirche St. Servatius in die Wege geleitet, erklärte Pastor Karl Wurm in einer Feierstunde.
Für rund eine Million Euro wird das Gotteshaus seit September 2009 in drei Bauabschnitten saniert. Näder hatte im Jahr zuvor die Finanzierung des ersten Bauabschnitts in Aussicht gestellt und so die Gesamtmaßnahme ermöglicht. „Dieser Kostenanteil ist außerordentlich hoch. Wie hoch, sage ich an dieser Stelle nicht“, sagte Wurm. Nach Tageblatt-Informationen übernimmt Näder rund ein Viertel der Gesamtkosten. Im Eichsfeld setze sich jeder für das Gemeinwohl ein, begründete der Otto-Bock-Chef seine Spende. Dieses Bekenntnis stellte Näder der aktuellen Diskussion um Großspenden reicher Geschäftsleute in den USA gegenüber: „Wir in Duderstadt haben uns schon immer engagiert – jeder nach seinen Möglichkeiten.“
Zur Feierstunde waren Vertreter aus Politik und Verwaltung, der beteiligten Firmen und der Kirchen in die St. Servatiuskirche gekommen. Vor diesem Kreis sagte Wurm: „Wichtige Baudenkmäler zu erhalten zählt zu den bleibenden Verpflichtungen einer gebildeten Gesellschaft.“ Bei der Aufgabe, Kirchengebäude zu bewahren, hätten die Kirchen die Unterstützung staatlicher Stellen, von Städten und Gemeinden, Stiftungen, Firmen und durch die Spenden der Mitglieder. Dabei sei die „wahrlich exzeptionelle Einzelspende“ Näders etwas ganz Besonderes und Großartiges. Um das zu würdigen, habe er die Idee mit dem Namen im Chorfenster gehabt, so Wurm. „Vom Kirchenschiff aus kann man ihn ja gar nicht sehen, was wiederum zur christlichen Demut passt“, so der Pastor. Das Chorfenster ist hinter dem Altar verborgen.
Derzeit läuft der zweite Bauabschnitt der Sanierung von St. Servatius. Mit Abschluss des dritten Bauabschnitts und der Gesamtmaßnahme rechnet Wurm im kommenden Jahr.
- Quelle: Eichsfelder Tageblatt, vom 10.8.2010
Millionenschwere Sandstein-Sanierung beendet
Nahezu abgeschlossen sind die Arbeiten am Turm der St.-Servatius-Kirche. Zuständig für die Instandsetzung des Turms war die Stadt Duderstadt. Ihr obliegt seit dem Mittelalter die Erhaltung des Bauwerkes, das zugleich kirchlichen aber auch städtischen Zwecken diente, beispielsweise als Wachturm. Mit der Fertigstellung des Turms endet die Sanierung des gesamten Kirchengebäudes.
Aufgrund des schlechten Zustandes von St. Servatius hatte Pastor Karl Wurm die Kirchenbehörden von der Notwendigkeit einer Grundsanierung überzeugen können. Die Kirche sehe aus wie ein gerupftes Huhn, hatte Wurm das Erscheinungsbild des Gebäudes damals auf den Punkt gebrach. Nun bilden Kirchenschiff und Turm auch optisch wieder eine Einheit. Ausgeführt wurden unter anderem Reparaturen des Sandsteines, es gab Neuverfugungen, die Steinornamentik wurde ergänzt und die Außenmauern einer grundlegenden Reinigung unterzogen.
Die Kosten allein der Turmsanierung liegen bei 331 000 Euro. Durch einen Zuschuss von 175 000 Euro vom Landesamt für Denkmalpflege wurde die Belastung des städtischen Haushalts reduziert. Die Arbeiten vollzogen sich nach Auskunft von Johannes Böning vom städtischen Bauamt ohne große Probleme. Man sei im Zeitplan und auch im Kostenrahmen geblieben. Nur vereinzelte Restarbeiten innerhalb des Turmes sind jetzt noch zu erledigen.
Die Sanierung des gotischen Gotteshauses, das von 1370 bis 1520 errichtet wurde, war in drei Bauabschnitten erfolgt. Die Arbeiten hatten im September 2009 begonnen. Die Gesamtkosten liegen bei rund einer Million Euro.
- Quelle: Sebastian Rübbert im Eichsfelder Tageblatt vom 8. Dezember 2012.